Ein Stundenentwurf zum Thema "Spiritualität"
Heute: der rechtgläubige Stil

Inga von Kries und Brigitte Berief-Schwarz

In unserer Serie von Stundenentwürfen zum Thema "Spiritualität" geht es in jeder Einheit um einen von neun geistlichen Stilen. In der ersten Gruppenstunde (siehe NCD Newsletter Oktober 2016) haben die Teilnehmer herausgefunden, was ihre jeweilige "Antenne für Gott" ist. In diesem Newsletter befassen wir uns mit dem „rechtgläubigen Stil".

Vorbereitung:

Die Teilnehmer, die den rechtgläubigen Stil bei sich ausfindig gemacht haben (als Stil, der am stärksten oder auch zweitstärksten bei ihnen ausgeprägt ist), werden darum gebeten, sich bei der Vorbereitung dieser Gruppenstunde mit ihren persönlichen Erfahrungen ganz besonders einzubringen. Die Gruppenstunden dürfen ausdrücklich von den subjektiven Sichtweisen dieser Teilnehmer geprägt werden.

An Material benötigen Sie:

Bibel, Text des Apostolischen Glaubensbekenntnisses, Papier zum Notieren der gefundenen Bibelstellen, Stift, ggf. Konkordanz

Einstieg: 

„Und dann war da das Glaubensbekenntnis, das Reden von Jungfrauengeburt und Auferstehung – und wieder frage ich mich: Ist das hier für viele nur noch Tradition oder substanzlos-bildhafte Lyrik? Was verbindet uns hier noch? Wer glaubt hier eigentlich noch was? Meinen wir dasselbe, wenn wir singen und reden?

Und auf einmal merke ich, dass das, was ich da gerade durchdenke, fast so etwas wie ein Paradigma ist, das mir zunehmend begegnet: Wer glaubt eigentlich noch was? Was verbindet uns wirklich? Eine tiefe Unsicherheit bricht sich Bahn in unserer frommen Landschaft. Ausgesprochen oder unausgesprochen atmen viele Begegnungen oder Situationen diese Frage: Was glaubst du eigentlich? Was bindet uns zusammen?

Ich denke an die quälenden Vorbereitungssitzungen eines Kongresses, bei denen überraschend deutlich wird, wie unterschiedlich man Begriffe füllt, wie anders man den Glauben sieht. Am Ende geht man mit mühsam geflicktem Vertrauen weiter und spürt doch das dünne Eis. Oder ich denke an einzelne Personen und meine Unsicherheit bei ihnen: Wie nah ist er oder sie dem, was ich glaube? Ist das noch ein sicheres Fundament für Zusammenarbeit? Kann ich da alles sagen – sagt der andere alles? Wie herzlich beten wir noch miteinander, wie offen reden und ringen wir?“

In dieser Gruppenstunde möchten wir offen über das reden, was einige kirchliche Traditionen "Dogma" nennen, andere "Bekenntnisse" oder "zentrale Lehren". Manche von uns sprechen diese Bekenntnisse sehr stark an, andere halten die darin gemachten Aussagen vielleicht für richtig, aber sie haben nur wenig Bedeutung für ihre eigene Beziehung zu Gott. Diese unterschiedlichen Reaktionsweisen haben nur zu einem relativ geringen Teil mit Theologie zu tun, sondern sehr viel mehr mit unseren geistlichen Stilen.

Austausch: 

• Welche Erfahrungen habe ich persönlich mit dem Glaubensbekenntnis gemacht? Klingelt da etwas in mir, oder ist es für mich mehr eine vielleicht notwendige, aber nicht allzu bedeutsame christliche Routine?

• Wie oft habe ich das Glaubensbekenntnis wohl schon gesprochen? Welchen Stellenwert hat es in meinem persönlichen Glaubensleben? Wie wichtig ist es mir?

• Welchen Stellenwert hat es in den Gottesdiensten unserer Gemeinde?

Hintergrundinformationen: 

Die christlichen Kirchen haben im Laufe ihrer Geschichte zahlreiche Bekenntnisse formuliert. Das Glaubensbekenntnis, das (fast immer) in evangelischen und katholischen Gottesdiensten gemeinsam gesprochen wird, ist das "Apostolische Glaubensbekenntnis". Es geht zurück auf ein Bekenntnis aus dem vierten Jahrhundert und hat seine endgültige Form zu Beginn des 8. Jahrhunderts erhalten.

Es wird in der römisch-katholischen und den evangelischen Kirchen häufig im Gottesdienst und Unterricht verwendet. In den orthodoxen Kirchen (z.B. in Griechenland oder Russland) hat sich dagegen das "Nizänische Glaubensbekenntnis" durchgesetzt, das auch in der Anglikanischen Kirche gesprochen wird (siehe Evangelisches Gesangbuch, S. 48-49).

Viele Ausdrücke und Beschreibungen, die auf dem Weltbild des vierten Jahrhunderts beruhen, müssen für heutige Menschen erklärt werden, damit sie verständlich sind; die Grundlagen christlichen Glaubens, die hier zum Ausdruck kommen, sind aber nach wie vor gültig.

Lesen des Bekenntnisses mit Austausch: 

Wir wollen nun das Glaubensbekentnis Abschnitt für Abschnitt lesen, Verständnisfragen erläutert und uns über folgende Fragen austauschen:

• Können wir alle in dieser Runde diese Aussagen so unterschreiben? Was spricht uns unmittelbar an, womit haben wir Schwierigkeiten?

• Welche Bibelstellen passen zu diesen Aussagen? Bitte notieren Sie die gefunden Bibelstellen. An dieser Stelle geht es nicht um eine Diskussion, sondern darum, die biblischen Hintergründe des Glaubensbekenntnis zu erkennen.

• Was schließt dieser Absatz aus dem Glaubensbekenntnis an möglichen Irrlehren aus? Warum war und ist das wichtig?

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Vater ist ein Bild für Gott. Gemeint ist ein Vater, der fürsorglich ist und liebevoll mit seinen Kindern umgeht. Einige Menschen haben mit dem Begriff „der Allmächtige“ Schwierigkeiten. Sie fragen: warum lässt Gott Krankheiten, Leid und Naturkatastrophen zu, wenn er allmächtig ist? Das Bekenntnis drückt das Vertrauen aus, dass auch in den Dingen, die wir nicht verstehen, wir darauf vertrauen können, dass Gott die Welt in seiner Hand hat. Indem Menschen sich zu Gott als dem Schöpfer bekennen, drücken Sie aus, dass diese Schöpfung gut ist, und dass es uns ein Anliegen ist, uns für diese Schöpfung einzusetzen.

Austausch (siehe Leitfragen weiter oben).

Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria…

Nach dem Bekenntnis zu Gott den Vater folgt das Bekenntnis zu Jesus Christus. Hier wird nur der Anfang und das Ende seines Lebens erwähnt. Den Verfassern war es vor wichtig, das Göttliche an Jesus zu betonen, wie es an seiner Geburt und seinem Tod ablesbar ist. "Eingeborener" bedeutet soviel wie "einzig Geborener" im Sinne von "einzigartig". Kein Anderer steht in so einer besonderen Beziehung zu Gott wie Jesus. Mit der Anrede "Herr" wird ausgedrückt, dass Jesu Worte und Gebote Autorität haben und Richtschnur für eigenes Reden und Handeln sind. Sein Wille ist entscheidend und nicht unsere eigenen Wünsche.

Austausch (siehe Leitfragen weiter oben).

… gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Hier werden Stationen vom Leiden und Sterben Jesu in knappen Worten zusammengefasst. Indem das Bekenntnis ausdrücklich den Tod Jesu erwähnt, macht es deutlich, wie sehr Jesus mit allen Menschen verbunden ist. Er teilt ihr Schicksal, indem er genau wie sie sterben muss. Christen glauben, dass der Tod keinen Menschen von der Liebe Gottes trennt und sie in einer für uns noch nicht vorstellbaren Weise nach dem Tod bei ihm sind.

Austausch (siehe Leitfragen weiter oben).

Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.

Hier geht es um den Geist Gottes, der unsichtbar ist, aber an seinen Auswirkungen erfahren werden kann. Alle Christen gehören zu der großen Gemeinde Gottes. Es ist eine Gemeinschaft, die eines Geistes ist und die Grenzen von Kulturen überschreitet. Leider existiert diese Gemeinschaft bisher nur unvollkommen, da wir meinen, wir würden nur dann unsere Identität erkennen, wenn wir uns von anderen abgrenzen. Aber wir können auf Dauer unseren Glauben nicht alleine leben. Wir brauchen andere Christen, mit denen wir über unsere Erfahrungen mit Gott – und auch unsere Zweifel – reden können. "Heilige" heißen sie nicht, weil sie besonders gut oder vorbildlich sind, sondern weil sie zu Gott gehören.

Schlussrunde: 

Da der rechtgläubige Stil vom Bejahen der biblischen Wahrheiten lebt, sprechen Sie möglichst viele Bibelstellen, die Sie oben notiert haben, den Teilnehmern zu. Dabei kann deutlich werden: "Christus ist für dich gestorben und auferstanden, unabhängig von deiner aktuellen Situation oder Gefühlslage". Diese Botschaft ist besonders für diejenigen Christen wichtig, deren geistliche Stile sehr viel stärker die subjektiven und emotionalen Elemente betonen.

Gebetsrunde: 

Dann kurze Absprache für die nächste Gruppenstunde, in der es um den bibelzentrierten Stil geht: Welche Teilnehmer haben ihn als stärksten oder zweitstärksten Stil ausfindig gemacht? Diese sollten sich in die Vorbereitung der nächsten Stunde maßgeblich einbringen.

Das Apostolische Glaubensbekenntnis: 

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

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