Ein Stundenentwurf zum Thema "Spiritualität"
Heute: der rationale Stil

Inga von Kries und Brigitte Berief-Schwarz

In unserer Serie von Stundenentwürfen zum Thema "Spiritualität" geht es in jeder Einheit um einen von neun geistlichen Stilen. In einer vorherigen Gruppenstunde (siehe NCD Newsletter Oktober 2016) haben die Teilnehmer herausgefunden, was ihre jeweilige "Antenne für Gott" ist. In dieser dritten Gruppenstunde befassen wir uns mit dem "rationalen Stil".

Vorbereitung:

Die Teilnehmer, die den rationalen Stil bei sich ausfindig gemacht haben (als Stil, der am stärksten oder auch zweitstärksten bei ihnen ausgeprägt ist), werden darum gebeten, sich bei der Vorbereitung dieser Gruppenstunde mit ihren persönlichen Erfahrungen ganz besonders einzubringen. Die Gruppenstunden dürfen ausdrücklich von den subjektiven Sichtweisen dieser Teilnehmer geprägt werden.

An Material benötigen Sie:

Bibel, kopierte Frageliste (siehe "Hauptteil"), DIN-A-3 Papier und Stifte

Einstieg: 

In dieser Gruppenstunde arbeiten wir an dem Brief des Paulus an Philemon. Wir wollen uns ganz bewusst rational mit dem Text auseinandersetzen und ihn so zum Leben bringen.

Dazu lesen wir gemeinsam den gesamten Brief (er ist ja nur recht kurz), klären zunächst Verständnisfragen und gliedern anschließend den Text in Haupt- und Nebenthemen. 

Hintergrundinformationen: 

Dieser Brief an Philemon wurde von Paulus während seiner ersten Gefangenschaft in Rom geschrieben, und zwar am Ende seiner Gefangenschaft, als er die begründete Hoffnung hatte, bald freigelassen zu werden (siehe Vers 22 und auch Philipper 1, 23-25). 

Paulus beginnt diesen Brief mit der üblichen Einleitung, in der er Absender und Empfänger nennt, und einem Segensgruß. Einmalig ist, dass als Empfänger die Namen von konkreten Personen (Philemon und andere, aber auch dessen Hausgemeinde) angeführt werden.

Es schließt sich ein Gebet an, in dem Paulus für Philemon dankt, für dessen Liebestätigkeit und seinen Glauben. Die Bitte des Apostels an Philemon richtet sich darauf, das dieser das je erforderliche Gute tun möge, um seinen Glauben zu bewähren.

Behutsam und gleichzeitig bestimmt wird ab Vers 8 das Kernanliegen vorgetragen. Der Abschnitt bewegt sich im Dreieck Ich–Du–Er, Paulus—Philemon—Onesimus. Erst jetzt – gleichsam im zweiten Abschnitt – wird Onesimus genannt. Er ist Gegenstand der Bitte des Apostels. Inhaltlich wird die Bitte zunächst einmal nicht präzise formuliert. Vielmehr wird in vier Relativsätzen Onesimus näher charakterisiert (im Vergangenheitstempus).

Drei Dinge fallen auf:

1. das persönliche Pathos: zweimal erwähnt Paulus seine Fesseln

2. der persönliche Bezug zwischen dem Apostel und dem Sklaven

3. Nützlichkeitserwägungen: Onesimus trägt seinen Namen erst jetzt zu Recht, an Stelle seines Herrn könnte er dem Evangelium "nützlich sein", d.h. Dienste leisten. 

Im Schlussteil formuliert Paulus sein Anliegen dann konkreter: die Bitte um die gnädige Aufnahme des Onesimus.

In diesem Brief geht es um Themen wie Gerechtigkeit, Bruderschaft, Hierarchie und christliche Nächstenliebe. Frage: Welche Verse passen zu jedem dieser vier Themen?

Hauptteil: 

Arbeit in kleinen Gruppen mit zwei oder drei Personen an einigen der unten aufgeführte Fragen (dazu die Fragelisten als Fotokopien bzw. Ausdrucke bereitstellen). Jede Gruppe kann sich auf einige wenige Fragen konzentrieren. Diese Fragen werden in zwei Durchgängen bearbeitet:

1. Spontane Reaktionen der Teilnehmer

2. Was lässt sich anhand des Philemonbriefes zu dieser Frage sagen?

Dokumentation der Ergebnisse als Thesen auf im Raum verteilten großen Blättern (für jede Gruppe ein Blatt). Nach einer Viertelstunde werden die Gruppen neu gemischt und das Ganze wiederholt. Ergänzung der neuen Gesichtspunkte auf den Dokumentationsblättern.

• Inwieweit stellt der Philemonbrief eine Lösung für unsere sozialen und gesellschaftlichen Probleme dar?

• Gehört ein christlicher Sklave immer noch seinem Sklavenhalter oder allein Gott? Welche praktischen Konsequenzen hat das? Gilt Entsprechendes für jede Art von Abhängigkeitsverhältnissen?

• Durfte ein Christ sich in neutestamentlicher Zeit auch weiterhin Sklaven halten oder hätte man ihn nicht zwingen müssen, allen die Freiheit zu geben?

• Jesus Christus ist für uns gestorben, damit wir in Gottes Gnade frei leben können. Spürt man es meinem eigenen Lebensstil ab, dass ich Begnadigung erfahren habe?

• Wie zeigt sich die Gnade, die ich selbst erfahren habe, im Umgang mit meiner Umgebung (Familie, Kollegen, Nachbarn, Freunde, Fremde…)?

• Wenn die „bibeltreuen Christen“ den Kanzler und die Regierung stellen würden, was wäre dann in unserer Gesellschaft anders? Wie sähe dass aus, wenn eine Partei wie die AfD regieren würde? Würden Menschen mehr vom Reich Gottes erleben?

• Sind Christen die besseren Chefs? Welche Erfahrungen haben wir hier ggf. bereits gemacht?

• Darf man als Christ Macht ausüben?

• Dürfen wir „im Namen Gottes“ um alles bitten? Dürfen wir eine Bitte, die „im Namen Gottes“ vorgebracht wird, ablehnen?

• Wie könnte das Leben von Onesimus und Philemon konkret als Brüder aussehen?

Nach dieser Gruppenarbeit legen wir die Blätter mit den verschiedenen Thesen vor uns auf den Tisch und besprechen sie in der Großgruppe. Es ist nicht zu erwarten, dass sich alle Gruppenmitglieder einig sind, das ist aber auch nicht nötig. Wichtig ist bei der Diskussion, dass der Bezug zum Bibeltext immer wieder hergestellt wird. Hier sind insbesondere die Gruppenleiter gefragt Versuchen Sie den Text möglichst tief zu durchdringen.

Anschließend Reflexion über die Gruppenstunde und den „rationalen Stil" (siehe Seite 96 des Buches "Die 3 Farben Deiner Spiritualität"; es kann sinnvoll sein, den entsprechenden Absatz entweder vorzulesen oder in eigenen Worten wiederzugeben).

• Wie geht es mir als Teilnehmer mit diesem „kopflastigen“ Abend?

• Fühle ich mich in meinem Glauben und meiner Gottesbeziehung gestärkt?

• Was empfinde ich im Blick auf Positionen, die meinen eigenen widersprechen?

• Welche Impulse nehme ich ganz praktisch mit?

Abschluß:

Gibt es noch Gesprächsbedarf?

Wichtig: Heute endet der Abend mit eventuell offenen Fragen. Vertreter des rationalen Stils haben Freude am Denken, auch wenn am Ende nicht immer Lösungen bereit stehen. Mit offenen Fragen durchs Leben zu gehen versetzt uns in einen Zustand, in dem wir plötzlich völlig unerwartet auf Lösungen stoßen.

Abschlussfrage: Kann ich den anderen Teilnehmern noch in die Augen sehen oder haben wir uns so in Rage diskutiert, dass Verletzungen entstanden sind?

Wichtig zum Bewusstmachen vor der Gebetsrunde: Wir sind vor Gott alle gleichwertig und gleich geliebt.

Gebetszeit:

Anschließend kurze Absprache für die nächste Gruppenstunde, in der es um den rechtgläubigen Stil geht: Welche Teilnehmer haben ihn als stärksten oder zweitstärksten Stil ausfindig gemacht? Diese sollten sich in die Vorbereitung der nächsten Stunde maßgeblich einbringen.

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